Das Bardenlied

strasenmusikant

Wenn ich in die Natur geh
hör ich überall Musik
und ich weiß nicht mal ob´s an ihr
oder an meinen Ohren liegt

Die Vögel singen Lieder
und der Specht, der klopft den Takt
und dann zucken meine Glieder
denn Musik hat mich gepackt

Wenn der Regen trommelt
der Wind durch die Ähren pfeift
dann fühle ich das pure Leben
und ich singe „I´m alive!“

Doch gehe ich in meiner Stadt nur
ein paar Schritte aus dem Haus
holt der Lärm der Neuzeit
seine Boxhandschuhe raus

Dann tanz ich im Stakkato eines Presslufthammers durch
das Hupkonzert der Straßenkarte, die die Welt zerfurcht
dann atme ich Elektrosmog und Rauchabgase ein
wo über dem Stimmengewirr die ersten Werbetafeln schrein

Und dann frag ich mich auf einmal
was mir heute plötzlich fehlt
warum mich denn die leere Stelle
an der Ladenecke quält

Und dann sagt mir mein Verstand
dass ich hier immer gerne stand
dem Musikanten zugewandt
mit der Gitarre in der Hand

Refrain…

Und ich frag: 
Welt, wo sind deine Barden hin?
Welcher Idiot ohne Verstand
hat sie vom Straßenrand verbannt?
Ich sehr nur Menschen, die gebückt 
und voll Erwartung sind,
mit einem Schild 
und einem Becher in der Hand…

Welt, wo sind deine Barden hin?
Ich kann nur hoffen, 
dass sie nicht begraben sind!
Denn wenn alle Barden Futter
für die Raben sind,
sind alle Katzen grau 
und wir sind farbenblind…

Als ich noch ein Kind war
kam ich oft nicht klar
mit all dem Chaos der Gefühle
dass in meinem Herzen war

Und darum schrie ich aus Verzweiflung
oder nur aus Übermut
ließ die Gefühle mit den Winden ziehn
und dann war wieder gut

Doch in der Welt der großen Leute
war es nicht erwünscht, zu schrein
Das hieß es: „Halt den Mund, du ungezognes Kind
– du passt nicht rein!“

Also schluckte ich es runter
und gliederte mich ein
und verlor höchstens mal ne Träne
in dem stillen Kämmerlein

Und wenn heut eins meiner Kinder schreit
dann weis ich es zurecht
aber wenn das wirklich Recht ist
warum fühl ich mich dann schlecht?

Und ich sag: „Schatz, es tut mir Leid!
Ich weiß, das Schreien dich befreit
und ich war selber viel zu lange stumm
– jetzt ist es an der Zeit

Ich möchte meine Freude raus schrei´n,
meine Trauer, meine Wut
Genau wies dieser Typ
mit der Gitarre immer tut!“

Refrain:

Und ich frag: 
Welt, wo sind deine Barden hin?
Welcher Idiot ohne Verstand
hat sie vom Straßenrand verbannt?
Ich sehr nur Menschen, die gebückt 
und voll Erwartung sind,
mit einem Schild 
und einem Becher in der Hand…

Welt, wo sind deine Barden hin?
Ich kann nur hoffen, 
dass sie nicht begraben sind!
Denn wenn alle Barden Futter
für die Raben sind,
sind alle Katzen grau 
und wir sind farbenblind…

Ein Barde kennt Geschichten, Sagen
Neuigkeiten, Tratsch
man bleibt mit seinem inn´ren Kind
und mit der Family in Touch

ein Spottlied auf den König
ein Ruf zur Rebellion
noch schnell A-Moll gegriffen
und die Masse folgt dem Ton

Er, der gern die Schönheit
eines Augenblicks besingt
dass es zum Träumen anregt, glücklich macht
und richtig lieblich klingt

Der eine Männerschar zum Schunkeln
und ein Herz zum Schmelzen bringt
und der im Gasthaus dafür sorgt
dass deine Kundschaft weiter trinkt

Doch wenn ich heut Nachrichtensprecher hör
und Mainstream-Popmusik
dann bitte ich, mir zu verzeihen
wenn ich gleich das Kotzen krieg

Da streiten sie um Quoten und
verkaufen jedermann für dumm
da doktor´n Maskenbildner an
der ungeschminkten Wahrheit rum

Da spalten sie durch Meinung Massen
und verführen sie zum Krieg
und alles, was das ändern könnte
wär ein gut geschrieb´nes Lied…

Refrain:

Und ich frag: 
Welt, wo sind deine Barden hin?
Welcher Idiot ohne Verstand
hat sie vom Straßenrand verbannt?
Ich sehr nur Menschen, die gebückt 
und voll Erwartung sind,
mit einem Schild 
und einem Becher in der Hand…

Welt, wo sind deine Barden hin?
Ich kann nur hoffen, 
dass sie nicht begraben sind!
Denn wenn alle Barden Futter
für die Raben sind,
sind alle Katzen grau 
und wir sind farbenblind…

Katze.jpg

Symerion Silberzunge

 

Hinterlasse einen Kommentar